Österreichs Fluggeschichte

Der Beginn einer Flugzeugproduktion im Raume Wiener Neustadt reicht bis in die Zeit der Monarchie zurück.

Am 16. Juli 1909 wurde der von der Stadtgemeinde Wiener Neustadt erbaute Hangar (heute Flugplatz-West) an den Industriellen IGO ETRICH vermietet. ETRICH erkannte sofort die für seine Zwecke ideale Beschaffenheit des Steinfeldes. Mit dem von ihm gebauten Flugapparat „ETRICH 1“ („Etrich-Spatz“) gelang ihm im August 1909 ein für damalige Zeit bemerkenswerter „Luftsprung“: In einer Höhe von 4 Metern konnte der Apparat eine Strecke von 40 Metern zurücklegen. 1910 baute IGO ETRICH ein neues Flugzeug, die sogenannte „Etrich-Taube“. Mit diesem Flugzeug, das mit einem von DAIMLER DIREKTOR FERDINAND PORSCHE konstruierten Motor ausgestattet war, wurde am 17. Mai 1910 der erste Überlandflug in Österreich (Wiener Neustadt – Wien ohne Unterbrechung) zurückgelegt. Die Maschine wurde von RUMPLER-Werken in Deutschland in Lizenz gebaut und wurde das erste in großer Stückzahl eingesetzte Militärflugzeug in Deutschland.



Im Jahre 1914 wurde die Österreichische Flugzeugfabrik Aktiengesellschaft gegründet, kurze Zeit später wurden die ersten Doppeldecker-Flugzeuge der Typen OEFFAG CI und CII gebaut. Bereits im Jahre 1916 waren bei OEFFAG ca. 800 Personen beschäftigt. In den beiden letzten Kriegsjahren wurde einer der bekanntesten Jagdeinsitzer des Ersten Weltkrieges – der ALBATROS D II und D III – in Lizenz in Wiener Neustadt hergestellt.

Nach dem Kriegsende im November 1918 und dem nachfolgenden Friedensvertrag von St. Germain war es mit dem Flugzeugbau in Wiener Neustadt vorbei, sämtliches Flugmaterial wurde an die Alliierten ausgeliefert bzw. zerstört. Bei OEFFAG wurden jetzt statt Jagdeinsitzern und Seeflugzeugen Autokarosserien gebaut, im Jahre 1927 erfolgte dann die Fusion mit den DAIMLER Motorwerken.



Als die Firma DAIMLER ihre Produktion nach Steyr verlegte, war es dann im Jahre 1933 mit der Arbeit und der Firma OEFFAG in Wiener Neustadt vorbei und sie schloss ihre Pforten für immer.

Zwischenzeitlich gab es eine kurze Wiederbelebung im Wiener Neustädter Flugzeugbau, als sich im Jahre 1930 das PHÖNIX FLUGWERK etablierte. Im Lizenzbau wurden einige Sportdoppeldecker deutscher Herkunft erzeugt, wegen Absatzschwierigkeiten schloss aber auch dieses Werk kurze Zeit später seine Tore. 1935 wurde durch Initiative des bekannten Jagdfliegers des Ersten Weltkriegs, Offzstv. JULIUS ARIGI, die Wiener Neustädter Flughafengesellschaft gegründet.

Berühmte Namen der damaligen Zeit, wie Ing. LAMPICH, Ing. MEINDL und Pilot ARIGI waren die „Motoren“ für den Wiener Neustädter Flugzeugbau. Es wurden einige Sportflugzeuge von LAMPICH und MEINDL gebaut, Kleinstserien von einigen Stücken, die Belegschaft umfasste damals etwa 40 Personen.

Für die Flughafengesellschaft verbesserte sich die Lage, als die Wartung und Reparatur von Flugzeugen der Luftstreitkräfte zum fixen Arbeitsprogramm der Firma wurde. Als im März 1938 die Deutsche Wehrmacht einmarschierte und kurze Zeit später Generalfeldmarschall Hermann Göring den Bau von Kasernen, Flugplätzen und die Inbetriebnahme der Wiener Neustädter Flugzeugfabrik verkündete, schöpften viele Arbeitslose im Wiener Neustädter Raum wieder Hoffnung. Die Wiener Neustädter Flugzeugwerke GesmbH. wurde zum Prestigeobjekt des Reichsluftfahrtministeriums.



Bereits 1938 wurde mit der Fertigstellung des später berühmten deutschen Jagdeinsitzers, der MESSERSCHMITT ME 109, in Wiener Neustadt begonnen. Im Frühjahr 1939 war die erste Maschine fertiggestellt, anfänglich wurden ME 109 E der verschiedensten Serien produziert. Später folgten dann Maschinen der F- und G-Serie, sogar K-Prototypen wurden versuchsweise gebaut.

Im „größten Jägerwerk Großdeutschlands“ wurde aber nicht nur produziert, sondern auch repariert. Bomber der Typen JU 88 und HE 111 wurden wiederinstandgesetzt, flogen und machten auch gleich wieder in Wiener Neustadt Bruch. Die Propaganda des Dritten Reiches jubelte die WNF hoch, Zeitungen berichteten, und ausländische Presseleute durften während des Krieges das Werk besichtigen. Als sich dann im Laufe des Krieges den Alliierten die Möglichkeit bot, österreichisches Gebiet zu bombardieren, galt im August 1943 ihr erster Bombenangriff der WNF und Wiener Neustadt.

Und dann ging es Schlag auf Schlag, ein Bombardement folgte dem anderen, alles versank in Schutt und Asche. Um die Jahreswende 1943/44 kam es zu einem Stillstand in der ME 109-Produktion, die Dezentralisierung und Verlagerung begann. Bis Kriegsende wurden in den Wiener Neustädter Flugzeugwerken etwa 8.500 MESSERSCHMITT-Jäger der verschiedensten Serien und Typen erzeugt.

Zweiter Wiederbeginn nach 1945

Nach dem Niedergang erfolgte am 16. Juni 1946 die Eröffnung des Liniendienstes von den USA nach Österreich durch die PAN AMERICAN WORLD AIRWAYS Inc.
1948 wurde der Modellflug freigegeben und 1949 der Segelflug.
Zur Neukonstituierung des ÖSTERREICHISCHEN AERO-CLUBS kam es in Salzburg anlässlich des ersten Österreichischen Luftfahrertages am 30. Juli 1950.
Bereits 1951 gelang es die Weltmeisterschaften im Modell Segelflug in Österreich abzuhalten und OSKAR CZEPA holte die Siegermedaille für Österreich.
Im Modellflugwettbewerb folgten weitere Asse:
HANNO PRETTNER errang bei den Motor-Kunstflugmodellmeisterschaften 1974 den ersten Platz, weitere sechs Weltmeistertitel folgten. WERNER SITAR stellte am 18. Juni 1977 in Innsbruck während einer Meisterschaft in der Klasse F3B einen Geschwindigkeitsweltrekord für Segelflugmodelle mit 390,92 km/h auf.

Auch Österreich benötigte dringend einen neuen Flughafen. So wurde der Beschluss zur Gründung der FLUGHAFEN WIEN BETRIEBS GmbH. Im Bundesministerium für Verkehr gefasst. Der Gründungstag war der 11. Dezember 1953. In diesem Jahr wurden auch die Flughäfen in Österreichische Verwaltung übergeben und die Flugsicherung konnte aufgebaut werden.

Seit 1954 war es auch erlaubt, Motorflieger und Fallschirmspringer auszubilden, am 27. Juni 1954 wurde die Fallschirmspringerschule in Graz eröffnet. Ab Februar 1962 führte die neueingerichtete Fallschirmspringerstaffel der MILAK in WIENER NEUSTADT die Fallschirmspringerausbildung. Ab Oktober 1970 wird das zivile Fallschirmspringen am FLUGRING AUSTRIA WIENER NEUSTADT gelehrt.

Nach siebenjähriger Pause erhob sich wieder ein Freiballon in Österreich. Der Schweizer Ballonführer FRED DOLDER startete mit dem Ballon „ZÜRICH“ am 10. April 1955 zugunsten eines Kinderdorfes.

Mit dem Staatsvertrag vom 15. Mai 1955 wurde wieder die volle Luftfreiheit in Österreich nach dem Abzug der Siegermächte hergestellt. Man konnte nun daran denken, eigene Luftfahrgeräte zu erzeugen.

Diese Tatsache musste entsprechend gefeiert werden. So fand am 25. Juni 1955 der ERSTE FLUGTAG auf dem Gelände des Flughafen Schwechat statt, der ehemaligen Piste der Firma HEINKEL.
In WIENER NEUSTADT begann OTTO KAUBA mit dem Bau eines Motorflugzeuges, es war die erste Österreichische Konstruktion seit 1937. Das Flugzeug, die OK-15, startete am 16. Juli 1956 zu seinem Erstflug.
Am 01. Februar 1957 kam eine DOUGLAS DC-6C, ein Nurfrachtflugzeug der PANAM direkt aus New York nach Wien und am 22. März begann das „DÜSENZEITALTER“ mit der Vorführung einer „CARAVELLE“ in Schwechat. Fast genau sechs Jahre später nahmen die AUSTRIAN AIRLINES den planmäßigen Flugverkehr mit diesem Typ auf. Auch die LUFTSTREITKRÄFTE wurden wieder aktiv. Am 10. April bezog eine Staffel „VAMPIRE“ Düsen Trainer ihren Standort in Graz-Thalerhof.
Einen Monat später überflog ein Österreicher zum ersten Mal im Segelflugzeug den Alpenhauptkamm an der Scheitelstrecke. Der Gendarmerie Beamte E. LANDL auf L-Spatz startete von Zell am See und flog über den Großglockner. Nach 3 Stunden und 15 Minuten landete er glatt in Klagenfurt-Annabichl.

Im Festsaal der Creditanstalt – Bankverein AG in Wien fand am 30. September 1957 die Gründungsversammlung der AUSTRIAN AIRLINES statt. Österreich hatte damit wieder eine eigene Luftverkehrsgesellschaft. Vom Reeder FRED OLSEN aus Norwegen wurde am 01. Jänner 1958 ein Chartervertrag über vier Vickers Viscount abgeschlossen. Am 31. März 1958 startete erstmals eine dieser VISCOUNTS 700 in den farben der AUA von Schwechat nach London.
Die SIMMERING-GRAZ-PAUKER AG erprobte sich am Flugplatz Wiener Neustadt mit dem Bau eines zweimotorigen viersitzigen Geschäfts- und Reiseflugzeuges. Konstruiert wurde es von Ob.Ing. ERICH MEINDL. Die M oder SGP 222 erhob sich am 15. Mai 1959 erstmals in die Luft, nach dem Bau von vier Prototypen wurde jedoch die weitere Entwicklung abgebrochen. Die SCANDINAVIAN AIRLINES SYSTEMS brachten am 16. Mai 1959 erstmals ein DÜSENVERKEHRSFLUGZEUG eine CARAVELLE im planmäßigen Liniendienst nach Wien-Schwechat.
Das Flughafengebäude in Wien Schwechat entsprach nicht mehr den Erfordernissen des gewaltig angestiegenen Luftverkehrs. Ein Neubau war Notwendig geworden. Der Bundespräsident ADOLF SCHÄRF übergab am 19. Juni 1960 die neuen Einrichtungen feierlich dem Betrieb. Das Österreichische Bundesheer feierte am 07. Juli 1961 die Indienststellung des ersten NATO-GESCHWADRES in Wien Schwechat, es waren dies Flugzeuge des schwedischen Typs SAAB J-29F. Im Juli 1970 folgten 40 Stück – die SAAB 105Ö und 24 Stück SAAB J-33Ö Draken.

FLUGMUSEUM AVIATICUM

Das Museum wurde am 3. Juni 1999 eröffnet. Die Schausammlung umfasst alle Arten von Luftfahrzeugen aus den Bereichen Motor- und Segelflug, sowie Ballone, Tragschrauber, Hängegleiter, Sport-, Rettungs- und Lastenfallschirme.

Alle Exponate wurden ausgezeichnet restauriert und viele befinden sich in flugfähigem Zustand. Ausgestellt sind derzeit rund 25 Luftfahrzeuge u.a. die legendäre „Etrich-Taube“.

An Wandtafeln ist die Geschichte der Luftfahrt – bevorzugt die von Wiener Neustadt und Österreich – dargestellt. In großen Glasvitrinen werden Baupläne, Instrumente, Uniformen, Objekte und Souvenirs rund um die Fliegerei gezeigt.

Techn. Rat Toni Kahlbacher, der sich bereits in den 30er Jahren als Pionier und Weltrekordflieger einen Namen machte, hat schon im Jahre 1983 gemeinsam mit Herrn Hofrat DI Reinhard Keimel in Hundsheim/NÖ den Verein „Österreichisches Segelflugmuseum Hundsheim-Spitzerberg“ gegründet, mit dem Ziel ein Segelflugmuseum zu errichten. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch trotz jahrelanger Vorarbeiten.

Auf der Suche nach einem neuen Standort zeigte die Statuarstadt Wiener Neustadt im Jahre 1993 Interesse an der Errichtung eines Flugmuseums.
Nach langen Bemühungen wurde das Museum auf dem Flugplatz Ost in Zusammenarbeit mit der Stadt Wiener Neustadt, dem Land Niederösterreich und der Firma Diamond Aircraft Industries eingerichtet und 1999 eröffnet.
Hier geht es zum Museum

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